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15. Mai '12

Benvenuto Cellini, sog. Saliera, 1540–1543

Kunsthistorisches Museum Wien

Woher kommt die prosaisch anmutende Bezeichnung ‚Salzfass‘? Das kostbare Speisesalz wurde bei Tisch seit dem Mittelalter in einer Saliera (einem Salzfass) aufbewahrt bzw. serviert. Auf fürstlichen Tafeln benutzte man ein so genanntes Salzschiff, also eine je nach Status und finanziellen Möglichkeiten des Besitzers kostbar dekorierte Schale in Schiffform, die auf die maritime Herkunft des Rohstoffes verweisen sollte.

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Foto: KHM

Lassen wir Cellini sein einziges erhaltenes Goldschmiedewerk selbst beschreiben: Ich hatte „das Meer und die Erde einander gegenübersitzend dargestellt […]. Dem Gott des Meeres hatte ich einen Dreizack in die Rechte und ein Schiff in die Linke gegeben, […] wo das Salz aufbewahrt werden sollte. Unterhalb des Meeresgottes waren seine vier Seepferde angebracht […]. Über dieser Gruppe saß in sehr stolzer Haltung der Gott des Meeres. Um sich herum hatte er viele Arten von Fischen und anderes Meeresgetier […]. Für die Erde hatte ich eine Frau von größter Schönheit geschaffen mit dem Füllhorn des Reichtums in ihrer Hand. […] Bei ihrer Linken hatte ich in feinster Arbeit einen Tempel ionischen Stils angebracht und diesen Platz für den Pfeffer hergerichtet. Unterhalb dieser weiblichen Figur hatte ich die schönsten Tiere abgebildet, welche die Erde hervorbringt. […]. Das ganze Werk hatte ich auf eine Basis von schwarzem Ebenholz gesetzt und es darin befestigt. Die Basis […] wies eine kleine Hohlkehle auf, auf der ich vier Figuren aus Gold […] angebracht hatte, welche die Nacht, den Tag, die Dämmerung und die Morgenröte darstellten, des Weiteren vier andere Figuren […] für die vier Winde, alle mit solcher Feinheit gestaltet und zum Teil mit Email übergossen, wie man es sich nur denken kann. […] Als ich dieses Werk vor den König hinstellte, rief er vor Erstaunen laut aus und konnte sich an dessen Anblick nicht satt sehen. Dann hieß er mich, ich solle es wieder nach Hause tragen, und erklärte er wolle es mir zu angemessener Zeit sagen, was ich damit tun solle. Ich nahm es also wieder nach Hause mit, lud alsbald einige meiner treuen Freunde ein und aß mit ihnen in größter Heiterkeit. Das Salzfass hatte ich mitten auf den Tisch gestellt und so waren wir die ersten, die es benützten.“

Besonders dieses letzte Detail der Erzählung hat neben der maßstabsetzenden künstlerischen und handwerklichen Qualität des Objektes zu seinem Nimbus beigetragen. Denn in Cellinis so nebenbei eingeflochtener Schilderung der privaten Trinkrunde könnte man ebenso eine klug eingefädelte PR-Strategie sehen: setzt er sich doch in den Rang eines Königs – er ist der ERSTE, der das Gefäß BENUTZT. Das ist angesichts der Fragilität des Stückes ein wahrhaft fürstlicher Luxus.

Durch die Bestückung des Sockels mit Elfenbeinkugeln konnte der Gewürzbehälter am Tisch in alle Richtungen gedreht und verschoben werden. Neben dem praktischen Nutzen erfüllt die Konstruktion auch einen künstlerischen Zweck: Gerade die Skulptur des Manierismus rechnet damit, von allen Seiten betrachtet werden zu können, von allen Seiten gleich schön zu sein.

Schließlich übergab Cellini das Salzfass an den königlichen Hof: Dabei berichtet er von einem böswilligen Schatzmeister, der dem König gleichzeitig eine kleine antike Bronzefigur in der Größe der beiden am Salzfass angebrachten Figuren präsentierte. Daraufhin hätte der König jedoch festgestellt: „Gott sei gelobt! Es werden auch heutzutage noch Menschen geboren, deren Werke uns viel besser gefallen als diejenigen der Antike“

Die Saliera blieb bis 1570 im Besitz der französischen Könige. In diesem Jahr vermählte sich König Karl IX. von Frankreich mit einer Tochter des Habsburger Kaisers Maximilian II. Bei der eigentlichen Trauung im Dom von Speyer übernahm jedoch der Onkel der Braut, Erzherzog Ferdinand II. von Tirol, den Part des Bräutigams. Zum Dank dafür erhielt der Erzherzog u.a. die Saliera des Benvenuto Cellini.

Kunsthistorisches Museum Wien, Kunstkammer
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