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Was geschah am 16. Januar?

von Hanns-Martin Wietek

Als er am 19. August im Jahre 14 n. Chr. in Nola bei Neapel starb, lautete sein Name mit allen Titeln:
Imperator Caesar Divi filius Augustus, Pontifex Maximus, Co(n)s(ul) XIII, Imp(erator) XXI, Trib(uniciae) pot(estatis) XXXVII, P(ater) p(atriae); zu Deutsch: Imperator Caesar, Sohn des Vergöttlichten, der Erhabene, Höchster Oberpriester, 13 Mal Konsul, 21 Mal Imperator, 37 Mal Inhaber der tribunizischen Gewalt, Vater des Vaterlandes.

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   Seinen Beinamen Augustus – der
   Erhabene – erhielt Gaius Julius
   Caesar, Adoptivsohn des gleichna-
   migen Diktators und erster Kaiser
   des Römischen Reiches, am
   16. Januar des Jahres 27 v. Chr.

Als er im Jahr 63 v. Chr. in Rom geboren wurde, hieß er schlicht Gaius Octavius und war ein Großneffe des später an den Iden des Märzes 44 v. Chr. ermordeten großen, vom römischen Senat zum „Diktator auf Lebenszeit“ ernannten Gaius Julius Caesar. (Welcher Lateiner erinnert sich nicht an sein De bello gallico!? „Gallia es omnis divisa in partes tres, quarum unam incolunt Belgae…“) Dieser hatte ihn in seinem Testament adoptiert und er nahm daraufhin seinen Namen an. Als Caesar im Jahr 42 v. Chr. vergöttlicht wurde – d. h. als geborener Mensch als Gott in den Kreis der Götter aufgenommen wurde, ähnlich der Heiligsprechung der christlichen Kirche – nannte er sich Gaius Iulius Divi filius Caesar, Gaius Julius Caesar, Sohn des Vergöttlichten.

Am 16. Januar 27 v. Chr. verlieh ihm der römische Senat, der in der republikanischen Zeit (in der man sich dem Recht nach noch befand) eine wichtige Rolle spielte, den Titel Augustus – der Erhabene – und benannte den (nach römischem Kalender) sechsten Monat des Jahres nach ihm. Kaum war er gestorben, wurde auch er in den Götterhimmel aufgenommen und hieß forthin Divus Augustus Divi filius – Vergöttlichter Augustus, Sohn des Vergöttlichten. Heute spricht man vom Kaiser Augustus als dem ersten römischen Kaiser. Und die römischen Kaiser, die nach ihm folgten, legten sich neben dem Titel Caesar noch den Ehrentitel Augustus zu.

Nicht weil von ihm auch in der Weihnachtsgeschichte die Rede ist, ist er eine bedeutende historische Gestalt – er regierte die unglaublich lange Zeit von 58 Jahren, das Römische Reich erlebte unter ihm seine Blütezeit, im Reich (an den Grenzen weniger) herrschte nach dem Jahrhundert der Römischen Bürgerkriege die Pax Augusta – der Augusteische Frieden, es wirkten noch heute (zum Leidwesen vieler Lateinschüler) berühmte Dichter und Historiker wie Ovid, Vergil, Horaz, Properz und Titus Livius und Architekten wie Vitruv. Unter Augustus wurde die alte Ziegelsteinstadt Rom zu einer Stadt aus Marmor, deren Reste wir noch heute bewundern.

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Am 16. Januar 1547 wurde
Iwan der IV, der nicht ohne
Grund im westlichen Europa
“der Schreckliche” genannt
wird, zum Zar von Russland
gekrönt (Abbildung von 1672).

Von ganz anderem Kaliber war da der, der am 16. Januar 1547 vom Metropoliten von Moskau, Makarij, zum ersten Zaren von Russland gekrönt wurde:
Iwan IV. Wassiljewitsch Grozny – besser bekannt unter dem Namen Iwan der Schreckliche, wobei der Beiname „der Schreckliche“ ihm von den westeuropäischen Zeitgenossen zugeschrieben wurde – „Grozny“ heißt eigentlich „der Strenge“ oder „der Gewittrige“. An seinen Taten gemessen aber war er ohne Zweifel ein Schrecklicher, wenn nicht gar eine Bestie. Sein Vater war gestorben, als er drei Jahre alt war; nur fünf Jahre später starb unter ungeklärten Umständen auch die Mutter. Die erbitterten Machtkämpfe, die in der Folge um die Herrschaft in Russland geführt wurden, erlebte der junge Iwan auch am eigenen Leib. Als er dann im Alter von 13 Jahren an die Macht kam, war seine Rache grausam, einen seiner Widersacher ließ er von ausgehungerten Jagdhunden zerfleischen. Als seine erste Frau, die er über alles liebte – er nannte sie „meine kleine Stute“ –, starb, brachte er sich in verzweifelter Raserei fast um und nahm anschließend fürchterliche Rache, weil er (zurecht, wie man heute weiß) davon ausging, dass sie vergiftet worden war. Ganz nach Laune ließ er Menschen hinrichten – oder ermordete sie selbst, ließ dann aber ihre Namen aufschreiben und betete für sie. Er feierte mit seinen Gefolgsleuten, den Opritschniki, schwarze Messen und Saufgelage, war aber fromm und in der Heiligen Schrift sehr belesen – ja, er komponierte sogar noch heute vorhandene Kirchengesänge. Seinen eigenen Sohn hat er in einem Wutanfall erschlagen. Er hat auf brutalste Art und Weise Ordnung in seinem Reich geschaffen und es nach Sibirien hin erweitert. Über ihn und seine Taten sind ganze Bücher geschrieben worden.

Von den sechs Kindern, die er von seiner geliebten ersten Frau hatte, war, als er starb, nur noch der schwachsinnige Fjodor am Leben, der seinen Vater beerbte und von 1584 bis zu seinem Tod 1598 Zar von Russland war. Sieben Mal war Iwan IV. noch verheiratet gewesen, verbannte jedoch nach kurzer Zeit die meisten seiner Frauen in ein Kloster. Eine ließ er ertränken, weil sie keine Jungfrau mehr war, und den Liebhaber einer anderen ließ er pfählen. Sein letzte Frau überlebte ihn und gebar ihm noch kurz vor seinem Tod den Sohn Dmitri, der aber vermutlich im Alter von 8 Jahren ermordet wurde. Dieses „vermutlich“ machten sich später, in der Zeit der Wirren, Gauner zunutze, die sich als Zarewitsch Dmitri ausgaben.

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   Der nächste Zar, der an einem
   16. Januar gekrönt wurde, war
   der nicht-adelige Boris Godunow,
   dessen Amtsantritt 1598 die
   ”Zeit der Wirren” einleitete.

Am 16. Januar 1598 ließ sich der nicht-adelige Boris Godunow, der bereits in den 14 Jahren der Herrschaft von Fjodor I die Amtsgeschäfte geführt hatte, von der russischen Ständevertretung zum Zaren wählen, was den Unmut der Moskauer Bojaren (Fürsten) hervorrief. Die Zeit der Wirren, die sogenannte Smuta mit falschen Dmitris und Zaren (unterstützt von Polen und Schweden), Hungersnöten und Volksaufständen hatte begonnen und endete erst 1613, als Michail I., der erste Zar aus dem Geschlecht der Romanows, zum Herrscher gewählt und gekrönt wurde.

Ein anderer 16. Januar (nach dem damals in Russland gültigen julianischen Kalender der 3. Januar im Jahr 1905) leitete die blutigste und grausamste Phase der russisch-sowjetischen Geschichte ein: die Russische Revolution von 1905, auf die die Große Russische Februarrevolution von 1917 mit dem bolschewistischen Putsch im Oktober folgte.
Am Montag, dem 16. Januar, streikten in den Putilow-Werken in St. Petersburg (eine der größten Rüstungsschmieden) die ersten Arbeiterinnen, weil sie hungerten und für ein kleines Stückchen Brot im Betrieb manchmal tagelang anstehen mussten. Am nächsten Tag wurden vier von ihnen entlassen. Die Streiks weiteten sich aus, auch weil durchsickerte, dass die Werke das Brot absichtlich horteten, denn im Land herrschte kriegsbedingt (russisch-japanischer Krieg) Hungersnot. Am darauffolgenden Sonntag zogen, angeführt vom Priester und Arbeiterführer Gabon, 150.000 Menschen friedlich zum Zarenpalast, um Nikolaus II. eine Bittschrift zu überreichen. Sie wurden vom Militär empfangen und zusammengeschossen, es gab über 200 Tote und zahllose Verletzte. Der Tag ging als Petersburger Blutsonntag in die Geschichte ein. Die Proteste weiteten sich aus, führten zu landesweitem Aufruhr, und schließlich solidarisierten sich die Matrosen des Panzerkreuzers Potemkin mit den Streikenden, was der große Regisseur Sergei Eisenstein 1925 in seinem berühmten Stummfilm zeigte. Zar Nikolaus II. versprach in seinem Oktobermanifest Reformen und stieß auch einige an, die aber, nachdem wieder Ruhe eingekehrt war, schnell zurückgenommen oder verwässert wurden. Letztlich war – bei aller Tragik – alles nur ein Probelauf für das, was 12 Jahre später noch kommen sollte.

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Der Streik in den Puntilow-Werken
am 16. Januar 1905 stieß die
erste Russische Revolution an,
die im Petersburger Blutsonntag
einen furchtbaren Höhepunkt fand.

Der 16. Januar 1935 zeigt beispielhaft, wohin die Entwicklung in Russland geführt hat: An diesem Tag ließ Stalin Lenins alte Weggefährten Lew Kamen

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