№ 0105: froschbeispiel (II)
– fortsetzung –

16. Dezember 2012 by admin

TITLE: № 0105: froschbeispiel (V)
DATE: 10/13/2004 00:27:09 AM

- was bisher geschah -

ein frosch kommt in ‘ne kirche rein,
spricht: ich möcht’ gerne “heilig” sein!
der priester schaut ihn an und sagt:
“mein sohn, das ist doch sehr gewagt,
denn “heilig” wird man nicht durch fragen,
man muß ein leben lang sich plagen.
ein frosch niemals wird “heilig” werden
- nicht im himmel, nicht auf erden!”
der frosch holt dreimal ganz tief luft,
bevor er dann – laut brüllend – ruft:
“du lügenbold – ich hab’s studiert -
wer in der kirche “heilig” wird:
einer, dem man die arme brach,
die lanze in die seite stach,
den man mit nägeln aufgespießt
und dann den vögeln überließ!”
holt wieder luft, spricht weiter dann:
“schau mich, o pfarrer, richtig an!
man hat mit zangen mich gequält,
dann meine beine ausgewählt
als speise für verwöhnte laffen
die sich mit geld genuß verschaffen,
zum krüppel hat man mich gemacht
und dann als abfall weggebracht.
durch wundersamer fügung wirken
bekam prothesen ich aus birken,
mit denen ich hier vor dir steh,
schon stehen tut mir schrecklich weh,
mach mich zum heiligen geschwind
damit ich meinen frieden find!”

die froschgeschichte lehrt uns was:
KIRCHE MISST MIT MEHRFACH MASS!

- fortsetzung -
| 16.12.2012; 23:00h |

der priester schaudert und er bebt:
“mein sohn, hätt’ ich doch überlegt,
bevor ich dich in rage brachte
weil ich die sache nicht durchdachte.
zwar “heilig” wird man nicht durch fragen,
das muß ich dir noch einmal sagen,
dem heil’gen vater soll dein streben
umgehend vorgetragen werden.
ob einen frosch man “heilig” spricht
entscheidet dann aus kirchensicht
ein gremium von kirchengreisen
die bei uns ‘kardinäle’ heißen.
komm wieder so in ein-zwei wochen
dann ist das urteil wohl gesprochen.
der frosch steht da und denkt jetzt nach
bevor er laut vernehmlich sprach:
“du wirst bestimmt mich wieder seh’n
und hoffentlich ist dann gescheh’n
was du soeben mir versprochen.
wir seh’n uns wieder in zwei wochen!

- weitere fortsetzung folgt -

(50)

Veröffentlicht in froschbeispiele, kurios & absurd, tiere | Kommentare geschlossen

№ 0730: froschbeispiel (XI)

11. Dezember 2012 by admin

oder: frosch im wirtshaus

ein frosch kommt spät des nachts nach haus
oh je! wie gräßlich schaut er aus!
das auge blau, am kinn ‘ne beule,
den kopf verdreht wie bei ‘ner eule
ein bild des jammers insgesamt,
als wär er vor die wand gerannt!
riecht auch nicht gut, der grüne wicht,
zu nah ihm kommen darf man nicht.
er klagt, man hätt’ im wirtshaus ihm
- er wollte gerad nach hause zieh’n –
zu zweit von hinten angegriffen,
die andern hätten laut gepfiffen,
als beifall für der schläger tun:
die wollten garnicht wieder ruh’n.
entflohen sei er ihnen dann
als ihm der wirt zu hilfe kam.

der frosch lehrt hier aus seiner sicht:
ganz sicher ist’s im wirtshaus nicht (55)

Veröffentlicht in froschbeispiele, kurios & absurd, tiere | Kommentare geschlossen

№ 0729: dativ vs. akkusativ

24. November 2012 by admin

Autor: Herr nömix

»Es kostet mir – es kostet mich -
wie man das schreibt, das weiß ich nicht.
Ist die Grammatik auch nicht richtig -
es kostet nix, und das ist wichtig.«

Autor: wvs

»Herr nömix schreibt mir ein Gedicht!
Ob ‘Dativ’ steh’n muß weiß man nicht,
‘Akkusativ’ könnt es auch sein ..?!
Jedenfalls dank’ ich für den Reim!«

(47)

Veröffentlicht in sprache | Kommentare geschlossen

№ 0728: hören

19. Oktober 2012 by admin

hörst du von fern den auerhahn
dann fang nicht gleich zu trauern an:
solang den auerhahn du hörst,
und an dem rufe dich nicht störst,
solang hörst du – das ist gewiß
noch gut. brauchst höchstens ein gebiß. (46)

Veröffentlicht in spitzfindigkeiten | Kommentare geschlossen

№ 0056: orientalisches I

3. Januar 2012 by admin


es sprach der scheich zum grosswesir:
fünf neue frauen hab ich hier
die erste näht und flickt die kleider
die zweite schön, doch unnütz – leider
die dritte kocht mir schwarzen tee
die vierte präpariert’s buffet
die fünfte aber ist ganz dreist
weil ständig sie die tür mir weist
drum schaff’ mir flugs ‘ne sechste her
sonst wird das leben mir zu schwer!

der wesir bleibt stumm und denkt:
wie klug das schicksal es so lenkt:
frau’n eins bis vier sind pflegeleicht
bei fünf er nie etwas erreicht
statt sich mit einer zu bescheiden
muss er jetzt unter fünfen leiden!
und jede weit’re das ist klar,
macht es nur schlimmer als es war.
jedoch er spricht: sehr wohl mein herr,
ich werd’ entsprechen dem begehr.

auf zum basar mit frohem mut
er sich sodann begeben tut.
dort sucht er aus die schönste maid
gazellengleich, im glitzerkleid
mit hellem lachen, wortgewandt
wie er nach rechter prüfung fand.
sie ward dem sultan angetraut
und “ab!” gings mit der neuen braut.
vergessen war’n die alten sorgen:
er fand kaum schlaf – bis in den morgen!

so trieb’s der sultan tagelang
bis eines tags der ruf erklang:
der sultan ist dahingeschieden!
trauern soll’n alle die ihn liebten.
der wesir wiegt leicht den kopf
und denkt: so ging er hin, der tropf!
hätt ich – auch vorsichtig – gemahnt
und vor den folgen ihn gewarnt
hätt er mit strafe mich bedacht,
vielleicht, noch schlimmer, ausgelacht!

die ironie des schicksals war
was kurz danach am hof geschah:
den wesir die witwe freite …
in freuden leben sie noch heute.

DATE: 06/19/2004 02:39:58 PM AUTHOR: wvs (71)

Veröffentlicht in Balladen | Kommentare geschlossen

№ 0057: robotisches I

3. Januar 2012 by admin

DATE: 06/20/2004 00:03:48 AM AUTHOR: wvs

spacer

Donnerstags, so gegen fünf, geschah
- in Kassel – was noch niemand sah:
Ein Lichtblitz, dumpfes Donnergrollen,
Rauch, aus dem Nichts hervorgequollen.

Und als der Rauch verschwunden war
stand, silbrig glänzend, etwas da:
Ein Kegel mit Tentakeln dran
viel grösser als ein Durchschnittsmann.

Der Anblick schreckte Fahrer sehr
ein Stau entstand, und noch viel mehr
passierte rund um diesen Ort,
wer laufen konnte lief schnell fort.

Die Gegend war schnell menschenleer
rund um den fremden Roboter,
der, nach ‘ner halben Schrecksekunde
drehte eine kleine Runde.

Um dann in grösser werdend’ Kreisen
- sich bewegend wie auf Gleisen -
in Fahrt kam, Richtung Innenstadt:
dabei macht er zwei Autos platt!

Die Tentakeln angelegt
er so entlang der Strasse fegt.
Man wich ihm aus, so gut man konnt’
vermied, dass man ihm nahe kommt.

Der Ruf nach Obrigkeit ward laut,
doch keiner hat sich recht getraut
dem Ungetüm Einhalt zu bieten,
vielmehr ward sein Pfad gemieden.

Als schliesslich bremst der Ausserird’sche
vor’m Rathaus, neben einer Kirche,
ein Kreis von Gaffern sich ergibt
weil mancher Mensch besond’res liebt …

Zuckt die Maschine führt das gleich
dazu, dass laut die Menge kreischt,
nach hinten sich zu retten sucht,
so mancher dabei heftig flucht.

Die Neugier übermächtig ist.
Man diskutiert, mit welcher List
das ausserird’sche, fremde Ding
zu packen wäre, wenn es ging.

Doch plötzlich Stille, atemlos,
als der Roboter spricht d’rauf los:
“Ich bin vom Stern Andromeda,
und komm in Frieden” – nichts geschah!

Ein kleiner Knirps, vielleicht fünf Jahr’
verlässt der Menschen grosse Schar
und stapft auf die Maschine zu,
spricht, laut vernehmlich, ganz in Ruh:

“Wer ist Dein Vater, Deine Mutter?”
“Gibt’s auf Andromeda auch Butter?”
“Hast Du ‘ne Schwester und ‘nen Bruder?”
“Gibt es bei euch auch Babypuder?”

“Was willst Du hier, Maschinenwesen?”
und: “Bist Du schon ‘mal dagewesen?”
“Wie bist Du denn hierher geflogen?”
“Warum macht Dein Bauch ‘nen Bogen?”

“Ist bei Euch der Himmel blau?”
“Hast Du zuhause eine Frau?”
“Wird bei euch Kaffee getrunken?”
“Wenn Du gepupst, hat’s dann gestunken?”

“Ist Deine Haut aus Zuckerguss?”
“Wann ist bei Dir am Abend Schluss,
wann musst Du zu Bette geh’n?
“Gibt’s bei euch Zwerge oder Feen?”

“Wenn Du zuviele Bonbons isst
sagt man Dir dass Du kotzen wirst?”
“Hast Du ein Taschentuch dabei?”
“Essen die Babies bei euch Brei?”

“Gibt’s Engel auf Andromeda?”
“War schon der Osterhase da?”
“Bekommst Du auch ein Taschengeld?”
“Tut es weh wenn man hinfällt?”

“Wenn’s bei euch regnet nehmt ihr Schirme?”
“Magst lieber Apfel Du statt Birne?”
“Kennst Du das Einmaleins schon ganz?”
“Gibt’s etwas, das Du singen kannst?”

Es sprudelt rasch der Fragen Fülle,
rund um den Knaben ist es stille.
Der Robot scheint ganz ungerührt,
doch ein Vibrieren man jetzt spürt.

Zunächst noch steht der Robot stumm,
doch dann ertönt ein laut’ Gebrumm,
die Oberfläche leuchtet heller,
die Tentakeln dreh’n sich schneller,

ein lautes Kreischen tönt sodann
- hat in den Ohren weh getan -
sehr langsam hebt er ab vom Grund
und Worte spricht Maschinenmund:

“Ein Ort des Grauens ist die Erde,
damit ich nicht ganz irre werde,
bei so viel Fragen, ohne Ende,
auf die ich nicht die Antwort fände,

will schnell dem Orte ich entflieh’n
auf meinen Weg nach Hause geh’n!”
Sprach’s – und zischte steil nach oben,
ist himmelwärts davongestoben.

Ganz Kassel spricht von dem Ereignis
vom Knaben auch und seinem Wagnis:
Vor so viel Fragen – welcher Graus -
nimmt selbst ein Roboter Reissaus!
(57)

Veröffentlicht in Balladen, kurios & absurd, materialien, technik | Kommentare geschlossen

№ 0058: ökonomisches I

3. Januar 2012 by admin

DATE: 06/18/2004 04:21:38 PM AUTHOR: wvs

Das Öl kam früher gleich in Fässer,
das war der Umwelt wegen besser.
Heut’ packt man es in große Schiffe,
und wenn die fahr’n auf fels’ge Riffe
gibt es ‘ne Riesenkatastrophe
(der Käptn pennt in der Poofe!).

Fässer, weil man’s so gewöhnt ist,
sind noch für die Berechnung Basis.
Darauf schlägt man was die Gesellschaft
so braucht, damit das Öl sie ranschafft.
Obendrauf ein Batzen Steuern
(auch “Öko” soll das ÖL verteuern).

Man sagt uns es sei ganz, ganz, wichtig
und viele Steuern wären richtig,
weil dann der Bürger erst erkennt
daß besser er zu Fuß rumrennt
anstatt im Auto rumzudüsen:
Wer’s nicht einsieht der muß büßen.

Drei Viertel von was wir bezahlen
bekommt der Staat – und bei den Wahlen
bekommen die, die uns so schröpfen
nur zehn Prozent aus allen Töpfen:
Weil aber sechs aus zehn nur wählen
uns also sechs Prozent so quälen!

Das ist Diktat von Minderheiten
die nicht nur heh’re Ziele leiten,
nein, sie beschaffen sich die Posten
die uns dann endlos Steuern kosten:
Die Dilettanten – ahnungslos -
wird leider man so schnell nicht los.

Die Sechs-Prozentler sagen schlau:
Wir berechnen ganz genau
wieviel vom Kohlendioxyd
man spart, wenn man die Bremse zieht,
beim Spritverkauf, durch hohe Steuern,
man muß es noch viel mehr verteuern!

Und während wir die Steuern zahlen
- in USA, kurz vor den Wahlen -
Herr Bush den Ölverbrauch erhöht
und zeigt, wohin es für ihn geht:
noch mehr Verbrauch, mehr schlimme Gase,
er macht uns eine lange Nase!

Den siebenfachen Schadstoffausstoß
der Preis ein Drittel* – was macht uns bloß
so dumm, den Grünen nachzulaufen,
man müßte sich die Haare raufen:
Ein Zehntel weniger bei uns,
in USA wird’s dann verhunzt!

Anstatt von unser’m Beispiel lernen
kann man sich dort nicht recht erwärmen
für Sparsamkeit beim Spritverbrauch
warum denn auch:
Wir zahlen und wir sparen hier
und nur den Grünen macht’s Pläsier!

In Boss, Armani, und auch ander’n
sieht man sie durch die Flure wandern:
So aufgemotzt sie Glauben machen
daß sie für “uns’re Umwelt” wachen!
Doch unter’m Schafspelz lugt hervor
des bösen Wolfes schwarzes Ohr!

* Umrechnungstabelle für Gallonen bitte im Internet suchen. In USA kostet eine Gallone Benzin ca. 2 US$. Das sind nach heutigem Umrechnungskurs €1,60 – für eine Gallone! Rechnen Sie selbst, wie sehr man uns schröpft! (57)

Veröffentlicht in Balladen, kurios & absurd, menschen, spitzfindigkeiten | Kommentare geschlossen

№ 0070: Vom Schein

3. Januar 2012 by admin

DATE: 07/01/2004 08:25:42 PM AUTHOR: wvs

Ein Zehner hält ‘nen Fünfer an
- und sprach mit ernster Mine dann:
Bist nur die Hälfte, dummes Tier,
sogleich komm her und diene mir!
Der Fünfer ist vor Schreck ganz bleich
- und folgt wie’s ihm befohlen gleich.

Des Wegs ein Fünziger nun kam,
hat folgendes laut kundgetan:
Ihr beiden seid, wenn man vergleicht,
recht nah bei’n'ander, wie mir deucht.
Drum müßt ihr fortan mich bedienen!
(Sie hörten’s mit bedrückten Mienen).
Doch folgten brav dem Fünfziger,
trotteten – wortlos – hinterher.

Als nun erschien auf dieser Szene
ein Tausender – mit stolzer Miene -
wars um den Mut der Drei gescheh’n.
Man hört sie jammern, hört sie flehn:
O Tausender, Du stolzer Schein,
wir wollen ganz die Deinen sein,
befiehl , O Tausender, wir wollen
Dir alles, was Du brauchst, gleich holen,
beglücke uns mit Deiner Huld,
Güte, Allmacht und Geduld!

An diesem Bilde sehen wir
der “dickste” Schein regiert allhier!
Und manche unsrer Zeitgenossen
sind vor Ehrfurcht schon zerflossen
allein der Größ’ des Scheines wegen:
Soll’n sie – haben meinen Segen!
(46)

Veröffentlicht in kurios & absurd, materialien | Kommentare geschlossen

№ 0075: “!”

3. Januar 2012 by admin

Ein
Tannen-
baum macht
sich wohl kaum
in dieser Jahreszeit.
doch bald ist’s wieder
soweit!

DATE: 07/10/2004 11:27:51 PM AUTHOR: wvs

(55)

Veröffentlicht in Allgemein | Kommentare geschlossen

№ 0087: geist & werbung

3. Januar 2012 by admin

warum, so frage ich mich häufig,
sind geist und werbung gegenläufig?
wer viel weiss ist sehr verdächtig,
die ängste sind wohl übermächtig.
die dummen triumphier’n im lande,
darum kommt hier auch nichts zustande.
wo früher geist und lebensart
man jetzt nur in die röhre starrt.
der dreisten werbung schenkt man glauben,
das seh’ ich mit entsetzten augen,
denn was zunächst als schnäppchen scheint
macht, daß der käufer später weint!
wenn “geiz” so “geil” für alle ist
die masse in der falle sitzt:
denn überteuert ist der rest
des sortiments – das steht ganz fest!
wo jedoch halbgebildete regier’n
fehlt’s auch der masse stets an hirn!

DATE: 10/02/2004 09:11:06 PM AUTHOR: wvs (53)

Veröffentlicht in materialien, nachdenkliches, spitzfindigkeiten | Kommentare geschlossen

№ 0170: Elektron

3. Januar 2012 by admin

DATE: 11/28/2004 02:59:10 AM AUTHOR: toomuch

Ein Elektron sauste herum
in seinem Orbitale;
sprang dann – mit Schwung -
auf die nächst höh’re Schale.

Das Proton sah es mit Verdruß,
dabei viel Angst verspürte:
Weil’s Neutron schwang
- und sehr viel Kraft versprühte.

Vom Proton hört das Elektron:
“Komm wieder her zu mir.”
Das Elektron schert sich nicht drum.
Es sprach: “Ich bleibe hier!”

Die schwache und die starke Kraft
sah’n sich das Schauspiel an:
Vereinten sich, viel Licht entwich,
Elektron runter kam!

So ist das alte Gleichgewicht
schon wieder hergestellt,
Nur das Elektron bebt und zürnt:
So ist’s in dieser Welt. (58)

Veröffentlicht in Jandl-Wettbewerb, wissenschaftliches | Kommentare geschlossen

№ 0331: brechung (I)

3. Januar 2012 by admin

es spiegelt sich das sonnenlicht
in gläsernen objekten:
wenn sich das licht
dann darin bricht,
zerlegt’s sich zu reflexen.

DATE: 07/10/2005 11:12:21 PM AUTHOR: wvs (43)

Veröffentlicht in licht, wissenschaftliches | Kommentare geschlossen

№ 0332: brechung (II)

3. Januar 2012 by admin

rot scheint’s zuerst im spektrum dir
orange folgt, das glaube mir,
gelb ist die dritte farbe dann,
als nächstes grün man sehen kann
gefolgt von blau, worauf wir gehn
zu violett, das leuchtet schön:
der regenbogen nur so scheint
wenn’s licht nicht ist zu “weiß” vereint …

DATE: 07/10/2005 11:26:21 PM AUTHOR: wvs (54)

Veröffentlicht in Allgemein | Kommentare geschlossen

№ 0335: so treibt’s die spinne!

3. Januar 2012 by admin

DATE: 07/15/2005 11:39:02 PM AUTHOR:

bei ihrem netz die spinne sitzt
sie lauert, ruhig, besonnen.
‘ne fliege fängt im faden sich,
gedeckt ist jetzt der spinne tisch:
schnell zu der beute hingeflitzt
und ganz sie eingesponnen,
ein biß – die fliege zappelt noch
es saugt die spinne an dem loch.
die leere hülle fällt herab
mitten ins fliegen-massengrab …
(61)

Veröffentlicht in Allgemein | Kommentare geschlossen

№ 0336: tod der blattlaus

3. Januar 2012 by admin

DATE: 07/16/2005 06:09:25 PM AUTHOR:

‘ne blattlaus sitzt im rosenbusch
und liest ‘was von herrn wilhelm busch.
sie amüsiert sich, lacht sehr laut,
als sie die bilder sich anschaut.
vor lauter lachen merkt sie nicht,
wie etwas sich an sie ranpirscht:
ein niedlicher marienkäfer
macht sich sogleich über sie her.

so nah beinander freud und leid
- denkt d’ran ihr leut!
(42)

Veröffentlicht in Allgemein | Kommentare geschlossen

№ 0337: konversion

3. Januar 2012 by admin

DATE: 07/16/2005 06:24:44 PM AUTHOR:

ein armreif wurde einst vergessen,
den eine schöne maid bessessen.
als später ein student herkam,
den armreif er gleich an sich nahm.
beim flohmarkt hat er’n losgebracht,
und vom erlös sich satt gemacht.
so diente, was einst eitler tand,
der wissenschaft in unser’m land.
(48)

Veröffentlicht in Allgemein | Kommentare geschlossen

№ 0324: lücke

3. Januar 2012 by admin

siehst du ‘ne lücke – winzig klein -
und denkst: da passt das auto rein
stellst du beim kurven sehr schnell fest
du hast sehr gründlich dich verschätzt
was groß war wie ein scheunentor
kommt dir dann doch viel kleiner vor
egal, hier muß das auto rein
wär doch gelacht. hier muß es sein!
nach vielem kurbeln, sehr viel müh’
denkst du: das schaff ich wirklich nie!
einmal voran, einmal zurück
du wähnst dich schon im höchsten glück
da stößt du vorne erstmal an
(im rückfahr’n ist der hinten dran)
so pendelst du in diese lücke
ein wenig vor – etwas zurücke
dann steht dein auto, du bist froh
erleichtert, aber auch ko
siehst aus dem augenwinkel dann
daß sich bewegt dein vordermann
er fährt ganz leicht nach vorne raus
du bist erleichtert und steigst aus
kaum bist du ein paar schritte weg
da kracht’s – dein spiegel liegt im dreck!
von hinten schiebt sich was heran
es kracht erneut an’s auto ran
diesmal war es der hintermann
er fährt – ohne sich umzuseh’n
als wäre garnichts hier gescheh’n.
jetzt ist die lücke riesengroß
- in deinem hals ein dicker kloß -
es ging, wie öfter so im leben
nur um sekunden: so ist’s eben!

DATE: 05/12/2005 02:09:20 AM AUTHOR: wvs (55)

Veröffentlicht in automobiles, Jandl-Wettbewerb, menschen, nachdenkliches, technik | Kommentare geschlossen

№ 0366: von computern & zeit

3. Januar 2012 by admin

du schaffst dir ‘nen computer an
bist erstmal guten mutes.
dann fangen deine sorgen an:
weil der computer das nicht kann
was du dir dacht’s er tut es!

zuerst lädt er nicht alles so
wie’s handbuch es beschreibt.
die bits verschwinden – irgendwo
die “hilfe” macht dich auch nicht froh:
ihr sinn verborgen bleibt!

wenn schließlich dann – mit großer müh’
es halbwegs glatt jetzt geht
sitzt du davor von spät bis früh
- der hahn schreit schon das “kiriki” -
die zeit – scheint dir – sie steht!

DATE: 08/13/2005 01:10:41 AM AUTHOR: wvs (49)

Veröffentlicht in spitzfindigkeiten, technik, wissenschaftliches | Kommentare geschlossen

№ 0375: der wolpertinger

3. Januar 2012 by admin

der wolpertinger lebt – kein zweifel
nicht in schwarzwald oder eifel!
es gibt ihn nur im bayernland
und dort ist er sehr gut bekannt …

sein kopf ist mächtig und gehörnt,
sein schweif meist buschig – wie gefönt.
das auge wild – und öfters rot:
schau nicht hinein, sonst bist du tot!

mit flügeln schwebt er nachts ganz leis`,
zieht weit und eng so manchen kreis,
läßt seine spitzen zähne blitzen,
die meistens vorn im kiefer sitzen.

mit seinen langen hasenohren
hört er sehr gut – nichts geht verloren,
und wenn er dich gewittert hat,
kommt näher er – da bist du platt:

denn klein sind seine vorderpfoten
an denen lange krallen drohen.
der hinterfuß hingegen ist
sehr massig – wenn man ihn ausmisst.

von pelz bedeckt das ganze tier,
sehr dicht, sehr glatt, verrat ich hier:
so glatt, daß man sehr schwer ihn packt.
darum braucht man `nen kartoffelsack.

es heisst man fänd’ ihn nur zu zweit:
es braucht ‘ne jungfrau, die bereit
mit einem kundigen jägersmann
des nachts zu gehn in`n grünen tann …

an utensilien nimmt man mit:
kartoffelsack und fensterkitt,
dazu ein licht aus bienenwachs,
‘nen stock, und decken – als matratz’ …

der wolpertinger ist sehr schlau:
nähert im dunkeln sich der frau
und wenn er sie dann heiß geküßt
wächst haar wo er gewesen ist …

drum heißt es wachsam sein und schnell:
stell auf den sack, wenn es noch hell
vorne der stock, die öffnung nordwärts
davor – für`s licht – die bienenkerz` …

in diesen sack legt man ganz hinten
den fensterkitt – geformt wie printen
die mag der wolpertinger sehr
schleckt sich das maul – und kommt dann her …

voll neugier schaut der wolpertinger
nun in den sack: rühr keinen finger!
erst wenn er ganz hineingeschlüpft
packt man den sack – er drinnen hüpft,

nicht loszulassen ist nun wichtig
schnell zugebunden: das ist richtig!
der wolpertinger fügt sich drein:
bald ausgestopft wird er nun sein …

DATE: 10/15/2005 11:52:21 PM AUTHOR: wvs (86)

Veröffentlicht in kurios & absurd, tiere, wissenschaftliches | Kommentare geschlossen

№ 0384: die wahrheit hat zwei seiten

3. Januar 2012 by admin

ein mann mit namen theodor
gab an er habe nur ein ohr.
um den beweis dafür zu geben
ist er vor’n spiegel hingetreten.
jedoch nur seitwärts stellt er sich,
zeigt auf sein ohr – räuspert und spricht:
“schaun’ sie”, so sagt er allsodann,
“ein ohr ist’s was man sehen kann!”
dreht sich danach zur ander’n seite
zeigt nochmals nicht die körperbreite:
tatsächlich! wieder nur ein ohr!
“wahr bleibt wahr!” sagt theodor …

DATE: 10/27/2005 02:59:56 AM AUTHOR: wvs (82)

Veröffentlicht in Jandl-Wettbewerb, kurios & absurd | Kommentare geschlossen

№ 0386: vom mond

3. Januar 2012 by admin

der mond beschloß sich zu entfernen:
wollt näher hin zu andern sternen,
wollt sich zu sonnen nächstens schmiegen,
kurz: weg vom alten orte fliegen …

allein: er hatte nicht die kraft!
wie gut. denn hätt er es geschafft,
so fehlte uns in mancher nacht
sein schein – der liebende bewacht …

DATE: 10/28/2005 01:44:37 AM AUTHOR: wvs (56)

Veröffentlicht in Jandl-Wettbewerb, kurios & absurd | Kommentare geschlossen

№ 0416: der sänger

3. Januar 2012 by admin

war einst ein könig in burgund
der lachte viel – und war gesund
verehrt von seinen untertanen
das leben lief in ruhigen bahnen
doch eines tages kam herbei
ein sänger – der blies die schalmei
der war noch jung – und auch sehr schön
die frauen woll’n ihn gerne seh’n
allein: die männer in dem reich
sähen ihn sehr gern als kalte leich’.
dem könig klagten sie ihr leid
und eines tages war’s so weit:
herbeizitiert der sänger kam
sprach leise, nannte seinen nam’,
sodann – er redete gediegen
erklärt er, es sei’n alles lügen
die gegen ihn man vorgebracht
er sänge nur – von früh bis nacht.
der könig sah zum sänger hin
räuspert sich, und spricht zu ihm:
du magst von reinem herzen sein
doch ich versteh’ der männer pein
sie sehen wie die frauen schmachten
nicht mehr auf ihre männer achten
wie sie an deinen lippen hängen
dir nachgehn, wie sie dich bedrängen
du wirst – noch zögernd – widersteh’n
wie lang soll das weitergeh’n?
drum ordne ich sogleich hier an:
entferne dich, sonst droht ein bann!
der sänger legt den kopf zurück
und spricht: so manches mißgeschick
hat in den jahr’n mich schon getroffen
doch wie allhier – ich sag es offen -
hat man mich nirgendwo so grob
behandelt ob der frauen lob:
drum geh ich fort aus diesem land
wo niemand rühret seine hand
doch höret, könig, wenn ich geh’
geht auch das glück – und ach und weh
werden fortan das land bedroh’n
denn wisset: ich bin euer sohn …!

DATE: 11/08/2005 02:29:32 AM AUTHOR: wvs (54)

Veröffentlicht in Balladen | Kommentare geschlossen

№ 0455: mystisches (I)

2. Januar 2012 by admin

wenn auf der wiese pärchen liegen
bist du in münchen – oder siegen

liegt dort wer im tiefen winter:
ruf 110 – die mörderfinder …

liegt jemand dort bei 40° grad
- vertrocknet –
dann ists wirklich schad’

DATE: 01/10/2006 06:50:27 PM AUTHOR: wvs (39)

Veröffentlicht in Allgemein | Kommentare geschlossen

№ 0445: vom wels;
№ 0444: vom hecht;
№ 0443: vom karpfen.

2. Januar 2012 by admin

№ 0445: vom wels

DATE: 01/07/2006 10:58:38 PM

manch pudel, der an ufers rand,
herumgetollt mit freude,
wird von dem wels sogleich gepackt:
wird so zu leichter beute …
—– ——–

№ 0444: vom hecht

DATE: 01/07/2006 10:45:38 PM

der hecht – ein räuber – lebt im teich,
frißt viele kleine fische.
fängt ihn ein angler, kocht ihn gleich:
dann landet er am tische …
—– ——–

№ 0443: vom karpfen

DATE: 01/07/2006 10:40:07 PM

der karpfen ist ein dicker fisch,
lebt nah dem schlamm am grunde.
sehr viele feinde hat er nicht:
doch oft sehr viele pfunde …

AUTHOR: wvs (49)

Veröffentlicht in Allgemein,

gipoco.com is neither affiliated with the authors of this page nor responsible for its contents. This is a safe-cache copy of the original web site.