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Ein neuer musikalischer Kosmos
Anne-Sophie Mutter ber Witold Lutoslawski
Manfred Sapper: Frau Mutter, Sie kommen gerade von Ihrer Asientournee zurck. Dort
haben Sie neben Beethoven und Mendelssohn auch Wolfgang Rihms Lichtes Spiel
sowie Sebastian Curriers Time Machines aufgefhrt. Wie kommt zeitgenssische
Musik in China und Taiwan an?
Anne-Sophie Mutter: Sehr gut. Zeitgenssische Musik wird von dem beraus gebildeten
Publikum genauso interessiert aufgenommen wie in Europa oder in den USA.
Da gibt es keinen Unterschied.
MS: Zeitgenssische Musik hatten Sie zunchst nicht in Ihrem Repertoire.
Ihre ersten Sporen erwarben Sie sich mit Mozart und Beethoven.
ASM: Das stimmt, aber ich erinnere mich noch auf den Tag genau an meine erste
Urauffhrung: Es war der 31. Januar 1986. Und ich spielte unter der Leitung von Paul
Sacher mit dem Collegium Musicum just Witold Lutoslawskis Chain II.
MS: Kannten Sie Lutoslawski damals bereits?
ASM: Ja, seit Anfang der 1980er Jahre dank meiner immer enger werdenden musikalischen
Beziehung zu dem Schweizer Dirigenten und Mzen Paul Sacher, einem
Jugendfreund meiner Lehrerin Aida Stucki. Paul Sacher und seine Frau Maja lebten in
Pratteln bei Basel. Als Hauptaktionrin des Pharma-Unternehmens Hoffmann-La
Roche hatte Maja ihr Interesse auf bildende Kunst gerichtet. Paul Sacher frderte
zahlreiche Komponisten durch die Vergabe von Kompositionsauftrgen. Maja und
Paul Sacher luden mich ab und an zu sich ein. Im Hause Sacher lernte ich viele Maler
und Bildhauer kennen, vor allem aber – mit Ausnahme von Sofija Gubajdulina – auch
alle Komponisten, die spter fr mich schrieben. Das machten sie zunchst im Auftrag
Paul Sachers. Als ich meine groe Scheu etwas ablegen konnte, habe ich auch
schon mal selbst einen Auftrag vergeben. Jedenfalls begegnete ich bei den Sachers
zum ersten Mal Witold Lutoslawski. Er regte mein Interesse fr zeitgenssische Musik
an. Das htte sich jedoch nicht in einer Urauffhrung niedergeschlagen, wenn
nicht im Sommer 1985 eines Tages Paul Sacher aufgetaucht wre. In der Hand hatte
er die Partitur von Chain II und sagte: "Hier ist ein Werk von Witold, und das wird im
Januar uraufgefhrt."
MS: Welchen Eindruck machte Witold Lutoslawski auf Sie?
ASM: Trotz aller Begegnungen vor der Urauffhrung habe ich ihn damals nur aus
der Ferne bestaunt. Wie berhaupt der Kosmos der schaffenden Knstler fr mich
immer etwas sehr Mystisches, Besonderes, so ganz Unweltliches war und geblieben
ist. Ich habe nie versucht, in diesen Begegnungen eine kumpelhafte Nhe herzustellen.
Witold Lutoslawski hatte etwas engelhaft Reines an sich. Das finde ich auch in
seiner Musik immer wieder. Effekthascherei war ihm fremd. Er war ganz der Form
und dem Ausdruck zugewandt. Dies war auch in seiner Persnlichkeit zu finden. Das
hat mich von Anfang an sehr berhrt und demtig gemacht.
MS: Das klingt aber nicht mehr danach, als htten Sie ihn nur aus der Ferne
bestaunt...
ASM: Ja, es entwickelte sich eine wunderbare – leider viel zu kurze – Freundschaft.
Sie gipfelte darin, dass Witold im Januar 1989 Gast bei meiner Hochzeit war. Als
Hochzeitsgeschenk schrieb er mir ein kleines Wiegenlied. Schon damals hatte ich
Schwierigkeiten zu schlafen. Das begleitet mich mein ganzes Leben. Offensichtlich
kmpfte auch er ab und zu mit Schlaflosigkeit. Denn das Werk hatte er mit der berschrift
versehen: "In case you can't sleep read this." Das fand ich ganz besonders lieb
durchdacht. Dieses Lullaby hat Einzug gehalten in mein Rezitalrepertoire. Ich spiele
es immer wieder als Zugabe.
MS: Als Sie 2008 den Ernst von Siemens-Musikpreis verliehen bekamen,
erinnerten Sie sich in Ihrer Danksagung ebenfalls an die Urauffhrung von Lutoslawskis
Chain II im Januar 1986. Sie sagten damals: "Das war der Beginn einer neuen ra
fr mich. Sie ffnete mir die Ohren fr einen neuen Kosmos." Was war das Neue an
diesem musikalischen Kosmos?
ASM: Das Neue war fr mich die Entdeckung der zeitgenssischen Musiksprache
generell. Lutoslawski hat mir das Fenster in die Zukunft geffnet. Es htte nicht glckhafter
sein knnen. Ich habe in ihm einen Komponisten gefunden, der in mir eine Saite
zum Klingen brachte, die wohl schon vorhanden war, aber durch kein mir bis dahin
bekanntes Werk zum Schwingen gebracht wurde. Es gab nicht diese fahlen non vibrato-
Momente, die ich erst mit Lutoslawskis Musik entdeckt habe, diese Sphre zwischen
piano und der Entstehung des Klanges, aus dem Nichts heraus, die mich damals fasziniert
hat und die mich bis heute erschttert. Neu war fr mich aber auch die Erfahrung,
welchen Raum er dem Interpreten fr eigene Kreativitt schafft. Auch wenn wir nichts
wirklich Neues schaffen, ist doch die Interpretation in seinem Werk ein kreativer Prozess.
Bereits in den 1960er Jahren hatte er die Form des ad libitum entwickelt...
MS: ... also die Spielanweisung, die Ihnen als Solistin mehr Freiheit, etwa
bei der Gestaltung des Tempos, gibt...
ASM: Nicht nur mir als Solistin. Dahinter steht Lutoslawskis Erkenntnis, dass wir
Musiker, gerade auch das Orchester, sehr oft der kleinsten Bewegung des Dirigentenstabes
zu folgen haben. In gewisser Weise kann dies zu einer Einschrnkung der Interpretationsfhigkeit
eines jeden Musikers fhren, egal ob als Solist oder Partner im
Orchester. Bei der ad libitum-Spielweise handelt es sich jedoch nicht um eine Anarchie
in der Partitur. Vielmehr sind es auskomponierte musikalische Sequenzen. Doch
es bleibt ganz dem einzelnen Spieler berlassen, wie er deren zeitlichen Einsatz und
Wiederholungsduktus gestaltet. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen: Als ich
diese neue Struktur der ad libitum-movements kennen lernte, diese Dialoge zwischen
dem im Orchester befindlichen Soloklavier und der Sologeige, die besonders in der
Partita einen entscheidenden Raum genieen, habe ich eine mir bis dato unbekannte
Freiheit und eine Frische gefunden. Und je hufiger ich dieses Werk wiederhole,
desto strker kann ich diese Freiheit und Frische zur Geltung bringen.
MS: Haben Sie diese Freiheit von Lutoslawski persnlich vermittelt bekommen
oder sich selbst in der Auseinandersetzung mit der Partitur erarbeitet?
ASM: Die Partitur lernt man als Musiker natrlich erst mal alleine kennen. Ich
erinnere mich sehr genau an meinen spannungsreichen Sommer 1985. Anfangs war es
eine sehr qulende Arbeitsphase, denn ich wusste so gar nichts mit den Hieroglyphen
in der Partitur anzufangen. Ich habe aber dann ber diese wunderbaren Klangbilder
und die Farbigkeit von Lutoslawskis Musik einen direkten, sehr starken und emotionalen
Zugang zur Partitur gefunden. Ich war verzaubert und bin es nach wie vor.
MS: Hat Lutoslawski Ihre interpretatorische Praxis bereichert?
ASM: Ohne Frage. Das gilt aber fr jedes zeitgenssische Werk, das ich seither
urauffhren durfte.
MS: Worin sehen Sie den grten Unterschied zwischen der Interpretation
eines Violinkonzertes aus der Feder von Mozart oder Beethoven oder eines Werks
von Sofija Gubajdulina, Wolfgang Rihm oder Krzysztof Penderecki?
ASM: Selbst wenn man sich von jeder Erwartungshaltung freimachen mchte, ist
das klassische Repertoire zum einen sehr stark von einer traditionellen Einstellung
und Erwartung bestimmt. Das ist eine Last, die die zeitgenssische Musik nicht mit
sich trgt. Zum anderen habe ich bei Zeitgenossen immer die Mglichkeit zur Nachfrage.
Dadurch kann ich vielleicht auch einmal an dem interpretatorischen Ziel –
soweit es dieses berhaupt gibt – ankommen. Interessant war und ist fr mich immer
wieder in der Auseinandersetzung mit einem lebenden Komponisten, auch im persnlichen
Dialog, dass die Offenheit gegenber unterschiedlichen Interpretationsweisen
etwas ist, was uns Interpreten einen sehr viel greren Spielraum lsst, als dies fr das
klassische Repertoire zu gelten scheint. Dort herrscht ein Sicherheitsdenken, was
heutzutage leider wahnsinnig beliebt ist. Es ist wie die Suche nach einer Formel: Es
hat einmal geklappt und war erfolgreich, ergo muss das der richtige Zugang sein. Das
ist eine fatale Philosophie fr uns Interpreten. Dies knnen Sie sich grndlich abschminken,
sobald Sie mit einem Komponisten sprechen. Nebenbei lsst das sehr
interessante Rckschlsse auf die Vergangenheit zu. Es gibt in der Literatur gengend
Hinweise auf die Spielpraxis von Mozart. Schon fr das 18. Jahrhundert lesen wir,
wie wild und leidenschaftlich Mozart oder noch frher auch Bach mit ihren Partituren
umgingen und wie unterschiedlich die Musik immer wieder erklang. Hinzu kommt
noch die danach bliche Praxis der Improvisation. Ich verstehe gar nicht, weshalb
beim klassischen Repertoire nur ein Weg nach Rom fhren soll.
MS: Sie haben vorhin Lutoslawskis Bedeutung fr die Moderne unterstrichen.
Teilen Sie meinen Eindruck, dass Lutoslawski heute aus den Konzertslen
weitgehend verschwunden ist?
ASM: Ich kenne nicht die Konzertprogramme weltweit. Aber Sie knnten traurigerweise
Recht haben. Selbst wenn ein groer Komponist stirbt, heit das nicht, dass
sein Werk genauso prsent bleibt wie zuvor. Denn es gibt andere Komponisten, die
noch leben und teilweise ihre Werke auch noch selbst dirigieren. Denken Sie an Lutoslawskis
Landsmann Penderecki oder an den groen Pierre Boulez. Es liegt zuerst
an uns Interpreten, dass wir Witold Lutoslawski wieder ins Gedchtnis rufen. Witolds
100. Geburtstag ist ein wunderbarer Anlass, sich wieder seiner zu erinnern. Ich war
und bin eine getreue Gefolgsfrau, die ihn gerne und oft ins Spiel bringt. Tragischerweise
blieben uns nur wenige gemeinsame Jahre bis zu seinem Tod. Ich wei um sein
Bemhen, mir ein Violinkonzert zu schreiben, aber es hat nicht sein sollen. Deshalb
bin ich umso dankbarer, dass er mir mit der orchestrierten Version der Partita ein
zweites Werk geschaffen hat. Vor allem drfen wir das Interludium nicht vergessen.
Dieses konzipierte er explizit fr die Auffhrung von Chain II und der Partita als
geschlossene Konzerthlften. Er schuf dieses kurze Solo-Orchesterwerk quasi als
Brcke, um aus diesen zwei Werken eine Einheit zu machen. Ich bin sehr froh, dass
es das Interludium jetzt auch endlich auf CD gibt, so dass der Zuhrer den Komplex
als Ganzes erkennen kann.
MS: Sie fhren 2013 auf drei Tourneen jeweils Lutoslawski auf. Haben wir
uns das so vorzustellen, dass Sie gegenber den Konzertveranstaltern bestimmen, was
Sie spielen?
ASM: (lachend) Ja, immer! Es
ist ganz normal, dass ein Knstler
aus seinem stndig wachsenden Repertoire
erst einmal ein Programm
vorschlgt, das ihm besonders am
Herzen liegt. Wenn es um zeitgenssische
Musik geht, da schlgt
mein Herz immer besonders laut
und deutlich. Ich habe bisher groes
Glck gehabt, dass ich immer
Mitstreiter finde, ob das Musiker
sind oder Veranstalter oder ganz
besonders auch in Form eines
treuen Publikums, die dem gerne
folgen.
MS: Seit 1986 haben Sie etwa 20 Werke uraufgefhrt. Neben den bereits
erwhnten Sebastian Currier, Sofija Gubajdulina, Wolfgang Rihm und Krzysztof
Penderecki stammen sie von Henri Dutilleux, Norbert Moret und Andr Previn. Einige
haben Sie gar zur "Hebamme" zeitgenssischer Musik erklrt. Aber uns scheint,
dass Sie einer spezifischen Strmung der zeitgenssischen Musik verpflichtet sind.
All diese Komponisten bewegen sich in der Tradition des Belcanto. Sie setzen auf die
starke gesangliche Komponente der Violine. Komponisten wie Luigi Nono oder Helmut
Lachenmann, die radikal mit Klang und Gerusch experimentieren, die traditionelle
musikalische Auffassung in Frage stellen oder gar zerstren, die auf Tonalitt
und Tonhhen basiert, sind nicht in Ihrem Repertoire. Woher kommt das?
ASM: Diese Gegenberstellung ist gefhrlich, weil Sie einen Komponisten wie
Lachenmann nicht auf klangliche Experimente oder Verfremdungen reduzieren knnen.
Mit der schematischen Einteilung von Musik macht man es sich ohnehin viel zu
einfach. Ich habe auch ein sehr groes Problem mit der Einteilung in Klassik und
Romantik. Da nivellieren Sie die Musik! Es ist schon richtig, dass die Werke, die fr
mich geschrieben wurden, aus der freiwilligen Entscheidung der Komponisten sehr
stark auf dem Belcanto beruhen. Aber nicht nur: Nehmen Sie Krzysztof Pendereckis
Zweites Violinkonzert Metamorphosen oder im Besonderen Sofija Gubajdulinas In
tempus praesens. Dieses hat eine riesige Bandbreite an Ausdrucksformen. Da geht es
vordergrndig um die Zerstrung der Gttin Sophia, aber es ist ein sehr autobiographisches
Werk, das von der schweren Zeit Gubajdulinas unter dem Sowjetregime
handelt. In diesem Werk gibt es das abgrundtief Schreckliche, Dunkle, aber eben auch
das romantische Element – der Weg aus der Dunkelheit ins Licht.
In allen Werken, die fr mich geschrieben wurden, gibt es auch das Dstere und Zerrissene.
Aber ausgehend vom Instrument Geige gibt es bei den Komponisten offensichtlich
den Wunsch und die Tendenz zum Licht – und zum Gesang. Das finde ich
auch etwas sehr Schnes. Die Realitt ist grausam genug. Warum nicht auch in der
Musik immer wieder den Weg nach oben suchen?
MS: Wenn Sie vor einer
schematischen Einteilung in Strmungen
oder Epochen warnen, knnen Sie
vermutlich auch mit dem Begriff "nationale
Musik" wenig anfangen. Oder
haben Sie durch Lutoslawski "polnische
Musik" kennen gelernt?
ASM: Wrden wir Antonn Dvorak
nur in eine bhmische Schule einordnen
wollen? War er nicht auch in
Amerika gefragt, um eine amerikanische
Musiksprache zu erfinden? Und
war man nicht glcklich ber seine
Sinfonie Aus der Neuen Welt? Dvorak
gilt zurecht als einer, der in seiner Musik die amerikanische Tonsprache mit ihren
Einflssen der American Indians, der Plantagensklaven, des Gospels und des Jazz
verwirklicht hat. Ich glaube, letzten Endes ist jeder Komponist sein eigener Kosmos.
Natrlich spielt der kulturelle Einfluss des Heimatlandes eine groe Rolle. Aber Lutoslawski
stand nicht nur in der polnischen sinfonischen Tradition, sondern war von
Claude Debussy und Maurice Ravel so stark beeinflusst, dass er wahrscheinlich strker
ein impressionistischer Komponist war als fast alle anderen seiner Generation.
MS: Woher kam eigentlich seine Affinitt zu den Franzosen? Das reicht ja
bis in die Titelgebung zahlreicher Stcke.
ASM: Das ist richtig. Er hat sehr oft erwhnt, dass er seine Wurzeln in Debussy
sieht. Ich glaube, das war die Suche nach der feinsinnigen Klangfarbe, der absoluten
Subtilitt in der Orchestration.
MS: Mitunter klagen zeitgenssische Komponisten aus Osteuropa, dass es
fr sie auch zwanzig Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs noch immer schwierig
sei, im westlichen Konzertbetrieb rezipiert zu werden. Halten Sie diese Klage fr
berechtigt?
ASM: Nein, berhaupt nicht. Das Problem ist ein anderes. Sofija Gubajdulina zum
Beispiel war als Knstlerin ber Jahrzehnte in ihrem Land eingesperrt, weil sie nicht
bereit war, sich als politisches Zugpferd fr die Sowjetunion auf dem Globus
einspannen zu lassen. Wenn ein Komponist nicht reisen kann, dringt auch seine Musik
schwerer nach drauen. Das liegt dann aber nicht an der mangelnden Rezeptionsbereitschaft
des Westens. Zustzlich bedarf es immer auch groer Vermittler und
Interpreten vom Range eines Gidon Kremer. Ihm alleine ist es zu verdanken, dass in
den 1980er Jahren Sofija Gubajdulinas Stern in der ganzen Welt aufging. Bis dahin
wussten wir fast nichts von ihr.
MS: Was erwarten Sie vom Lutoslawski-Gedenkjahr 2013?
ASM: Dass die Orchester in ihrer Hinwendung zu diesem Repertoire wieder sehr
viel mehr Feinsinn und Klangsinn entwickeln, so wie dies immer auch im Falle Mozarts
und Haydns ntig ist. Lutoslawskis Musik verlangt sehr viel Feinsinn und Verstndnis
fr multiple Spannungsbgen, sie bedarf der Phrasierung und der besonderen
inneren Balance in einem Orchester. Wir sollten uns auf eine Musik besinnen, die aus
der Stille kommt. Diese brauchen wir dringend, denn es lrmt ganz gewaltig. Im Augenblick
dominiert immer wieder ein Repertoire, das sich eher auf der plakativen,
lauten Ebene bewegt.
MS: Was werden Sie von Lutoslawski spielen?
ASM: Just an seinem Geburtstag am 23. Januar werde ich in Warschau beide Werke
spielen, die mir gewidmet sind – und zwar mit dem Warschauer Philharmonischen
Orchester unter Antoni Wit. Danach werde ich auf eine kleine Europatournee gehen
und jeweils die orchestrierte Version der Partita spielen. Bereits in diesem Herbst
hatte ich als Vorbereitung auf seinen groen Geburtstag die Partita gespielt. Die
werde ich im Frhling 2013 auch in Japan spielen, um Witold Lutoslawski zu ehren,
zu feiern und in einem Teil der Welt bekannt zu machen, in dem er nicht so stark
verankert ist wie in Polen, Deutschland und im angelschsischen Raum. Auch die
Partita ist ein irrsinnig spannendes, wunderbares Werk.
Published 2013-03-08
Original in German
First published in Osteuropa 11-12/2012 (German version); Eurozine (English version)
Contributed by Osteuropa
© Anne-Sophie Mutter, Manfred Sapper / Osteuropa
© Eurozine
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