Kreatives Schreiben: Weekend Writing #79

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Heute kommt die Challenge etwas verspätet. Die Woche war lang, inklusive Samstagsarbeit, aber jetzt ist auch hier bei mir das Wochenende ausgebrochen. Und das ist ein richtig gutes Gefühl, ungefähr so wie es die Frau auf dem Foto wahrscheinlich hat. Bloß die Sonne fehlt hier zur Zeit, aber egal – kaltes Wetter ist ohnehin besser fürs Drinnenbleiben und Schreiben. Welche Geschichte fällt euch zu dem Bild ein? (Das Foto ist übrigens von Garry Winogrand, hier findet ihr noch mehr über ihn und seine Arbeiten.)

Für alle, die zum ersten Mal dabei sind: Es geht darum, dass ich hier immer am Wochenende ein Foto als Schreibinspiration für eine kurze Geschichte poste. Ob ihr euch dabei an die „Regeln“ haltet, die unter dem Bild stehen, oder nicht, ist völlig euch überlassen. Es gibt auch nichts zu gewinnen, außer der Freude am Schreiben. Wenn ihr wollt, könnt ihr dann eure Texte einfach hier in den Kommentaren posten, gerne auch anonym. Ihr könnt sie aber auch einfach nur für euch in ein Notizbuch schreiben. Ich freue mich übrigens nicht nur, wenn ihr mitmacht, sondern auch wenn ihr es (im Netz) weitererzählt. Je mehr Menschen mitmachen, desto besser!

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Foto: Garry Winogrand

Hier kommt die Anleitung:

  1. Stell dir einen Timer (Küchenuhr, Handywecker…) auf 5 Minuten. Bereit?
  2. Schau dir das Foto 5 Minuten lang genau an. Die Menschen, die Körperhaltung, die Gegenstände. Was ist im Zentrum, was bzw. wer im Hinter- oder Vordergrund? Entdecke die Details, studiere die Gesichtsausdrücke. Was könnte die Geschichte zum Foto sein?
    Pling! Die 5 Minuten sind um.
  3. Stelle jetzt den Timer auf 15 Minuten. Los gehts mit dem Schreiben!
  4. Schreibe eine kurze Geschichte. Da die Zeit begrenzt ist, eignen sich Momentaufnahmen, Vignetten, Augenblicke, Kurzgeschichten, Gedankenströme besser als lange, epische, romanhafte Ansätze. Und denk nicht zu lange nach! Es geht hier weniger um den Kopf als um die Intuition.
  5. Pling! Fertig.

Achtung: Es geht hier nicht um Perfektion, sondern um den Spaß am Schreiben. Deshalb halte ich mich nach den 15 Minuten auch nur sehr kurz mit dem Umschreiben auf. Wenn ich selbst mitmache, korrigiere ich einige Formulierungen, für die mir ad hoc beim Durchlesen doch etwas besseres einfällt, aber im Großen und Ganzen lasse ich die Geschichten so, wie sie beim ersten Wurf entstehen und stelle sie eher „roh“ ins Blog oder lege sie in meine Textschublade.

Euch fällt nichts ein? Hier einige Fragen, die eurer Fantasie auf die Sprünge helfen können:

  • In welcher Beziehung stehen die Personen zueinander?
  • Wer hat das Foto gemacht, in welcher Beziehung steht die Person zu denen auf dem Foto?
  • Erzählt jemand etwas über die Personen auf dem Bild, oder ist eine Person vom Foto der Erzähler?
  • Wer ist die Hauptfigur, wie heißt er/sie, welchen Background hat er/sie?
  • Welche Erwartungen haben die Personen, was hoffen sie, was befürchten sie? Was sind ihre Lebensträume und Ziele? Was haben sie bereits erlebt?
  • Was ist der Konflikt, das Dilemma, das die Person gerade hat?
  • Was ist vor der Aufnahme passiert, und was passiert, nachdem der Auslöser gedrückt wurde?
  • Was oder wer steht außerhalb des Bildausschnitts?
  • Wie ist die Stimmung der Personen? Ändert sie sich in der kurzen Geschichte?
  • Wie riecht es, ist es warm oder kalt? Friert die Person, ist ihr heiß?

Wenn ihr eure Geschichte im Internet (z.B. auf eurem Blog) postet, hinterlasst doch den Link hier in den Kommentaren. oder kopiert den Text in den Kommentar, gerne auch unter einem Pseudonym. Ich freue mich natürlich auch, wenn ihr diesen Artikel auf Facebook und Twitter teilt – es wäre schön, wenn so viele wie möglich mitmachen und diese Form des Weekend Writing ein Fixpunkt im kreativen Internet wird. Aber das überlasse ich der Zukunft. Jetzt geht es los – viel Spaß beim Schreiben!

Für alle WienerInnen: Ich gehe einmal im Monat zu einem Creative Writing Abend bei Barbara Stieff, wo wir uns im informellen Rahmen zum Schreiben treffen. Dabei steht das Ausprobieren und der spielerische Umgang mit Sprache im Mittelpunkt. Also kein Druck, es geht um den Spaß und den Prozess des Schreibens, wie bei dieser Übung. Wer mitmachen möchte, schreibt mir einfach eine Mail, ich leite es dann an Barbara weiter.

Für alle, die die Challenge im Internet teilen wollen: Unser Hashtag lautet #weekendwriting. Er wird bereits von AutorInnen im Netz benutzt, da passt unsere Übung gut dazu.

 

Euch gefällt, was ich hier auf meinem Blog poste? Das freut mich! Ihr könnt gerne mal hier im Blog einen Kommentar hinterlassen, oder mir ein paar freundliche Worte per E-Mail schicken. Außerdem freue ich mich auch sehr über ein Buch von meinem Wunschzettelspacer . Das kann ich dann alles lesen, wenn einmal einer dieser Momente um die Ecke kommt, in denen meine Motivation und Inspiration kurz Pause machen. Danke euch fürs Lesen und Mitreden und Dasein! <3

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InesKreatives Schreiben: Weekend Writing #79

Kreatives Schreiben: Weekend Writing #78

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Während ich in den Bergen bei den Rauriser Literaturtagen bin, könnt ihr in den Zirkus gehen. Das Foto der aktuellen Weekend Writing Challenge kommt von der Fotografin Nina Leen, die öfters sehr surreale Momente eingefangen hat (mehr dazu hier und hier) und unter anderem das Leben im Zirkus portraitiert hat. Aber jetzt liegt der kreative Ball bei euch: Was sehen diese Menschen? Welche Geschichten stecken in dem Foto? Viel Spaß beim Schreiben!

Für alle, die zum ersten Mal dabei sind: Es geht darum, dass ich hier immer am Wochenende ein Foto als Schreibinspiration für eine kurze Geschichte poste. Ob ihr euch dabei an die „Regeln“ haltet, die unter dem Bild stehen, oder nicht, ist völlig euch überlassen. Es gibt auch nichts zu gewinnen, außer der Freude am Schreiben. Wenn ihr wollt, könnt ihr dann eure Texte einfach hier in den Kommentaren posten, gerne auch anonym. Ihr könnt sie aber auch einfach nur für euch in ein Notizbuch schreiben. Ich freue mich übrigens nicht nur, wenn ihr mitmacht, sondern auch wenn ihr es (im Netz) weitererzählt. Je mehr Menschen mitmachen, desto besser!

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Foto: Nina Leen

Hier kommt die Anleitung:

  1. Stell dir einen Timer (Küchenuhr, Handywecker…) auf 5 Minuten. Bereit?
  2. Schau dir das Foto 5 Minuten lang genau an. Die Menschen, die Körperhaltung, die Gegenstände. Was ist im Zentrum, was bzw. wer im Hinter- oder Vordergrund? Entdecke die Details, studiere die Gesichtsausdrücke. Was könnte die Geschichte zum Foto sein?
    Pling! Die 5 Minuten sind um.
  3. Stelle jetzt den Timer auf 15 Minuten. Los gehts mit dem Schreiben!
  4. Schreibe eine kurze Geschichte. Da die Zeit begrenzt ist, eignen sich Momentaufnahmen, Vignetten, Augenblicke, Kurzgeschichten, Gedankenströme besser als lange, epische, romanhafte Ansätze. Und denk nicht zu lange nach! Es geht hier weniger um den Kopf als um die Intuition.
  5. Pling! Fertig.

Achtung: Es geht hier nicht um Perfektion, sondern um den Spaß am Schreiben. Deshalb halte ich mich nach den 15 Minuten auch nur sehr kurz mit dem Umschreiben auf. Wenn ich selbst mitmache, korrigiere ich einige Formulierungen, für die mir ad hoc beim Durchlesen doch etwas besseres einfällt, aber im Großen und Ganzen lasse ich die Geschichten so, wie sie beim ersten Wurf entstehen und stelle sie eher „roh“ ins Blog oder lege sie in meine Textschublade.

Euch fällt nichts ein? Hier einige Fragen, die eurer Fantasie auf die Sprünge helfen können:

  • In welcher Beziehung stehen die Personen zueinander?
  • Wer hat das Foto gemacht, in welcher Beziehung steht die Person zu denen auf dem Foto?
  • Erzählt jemand etwas über die Personen auf dem Bild, oder ist eine Person vom Foto der Erzähler?
  • Wer ist die Hauptfigur, wie heißt er/sie, welchen Background hat er/sie?
  • Welche Erwartungen haben die Personen, was hoffen sie, was befürchten sie? Was sind ihre Lebensträume und Ziele? Was haben sie bereits erlebt?
  • Was ist der Konflikt, das Dilemma, das die Person gerade hat?
  • Was ist vor der Aufnahme passiert, und was passiert, nachdem der Auslöser gedrückt wurde?
  • Was oder wer steht außerhalb des Bildausschnitts?
  • Wie ist die Stimmung der Personen? Ändert sie sich in der kurzen Geschichte?
  • Wie riecht es, ist es warm oder kalt? Friert die Person, ist ihr heiß?

Wenn ihr eure Geschichte im Internet (z.B. auf eurem Blog) postet, hinterlasst doch den Link hier in den Kommentaren. oder kopiert den Text in den Kommentar, gerne auch unter einem Pseudonym. Ich freue mich natürlich auch, wenn ihr diesen Artikel auf Facebook und Twitter teilt – es wäre schön, wenn so viele wie möglich mitmachen und diese Form des Weekend Writing ein Fixpunkt im kreativen Internet wird. Aber das überlasse ich der Zukunft. Jetzt geht es los – viel Spaß beim Schreiben!

Für alle WienerInnen: Ich gehe einmal im Monat zu einem Creative Writing Abend bei Barbara Stieff, wo wir uns im informellen Rahmen zum Schreiben treffen. Dabei steht das Ausprobieren und der spielerische Umgang mit Sprache im Mittelpunkt. Also kein Druck, es geht um den Spaß und den Prozess des Schreibens, wie bei dieser Übung. Wer mitmachen möchte, schreibt mir einfach eine Mail, ich leite es dann an Barbara weiter.

Für alle, die die Challenge im Internet teilen wollen: Unser Hashtag lautet #weekendwriting. Er wird bereits von AutorInnen im Netz benutzt, da passt unsere Übung gut dazu.

 

Euch gefällt, was ich hier auf meinem Blog poste? Das freut mich! Ihr könnt gerne mal hier im Blog einen Kommentar hinterlassen, oder mir ein paar freundliche Worte per E-Mail schicken. Außerdem freue ich mich auch sehr über ein Buch von meinem Wunschzettelspacer . Das kann ich dann alles lesen, wenn einmal einer dieser Momente um die Ecke kommt, in denen meine Motivation und Inspiration kurz Pause machen. Danke euch fürs Lesen und Mitreden und Dasein! <3

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InesKreatives Schreiben: Weekend Writing #78

Gelesen: DER TRICK von Emanuel Bergmann

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Hinweis: Dankeschön an Vorablesen.de und an den Diogenes Verlag, die mir das Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben.

Max ist zehn, als ihm seine Eltern sagen, dass sie gemeinsam Essen gehen wollen und er sich das Restaurant aussuchen soll. Da schrillen seine Alarmglocken, denn Max weiß von seinem Schulfreund Joey, dass das nur eines bedeuten kann: Sie wollen ihm sagen, dass sie sich trennen und er ab sofort ein Scheidungskind ist. Aber Max ist schlau genug, um Joeys Fehler nicht zu wiederholen, und deshalb sucht er sich ein Lokal aus, von dem es ihm egal ist, wenn es danach mit schlechten Erinnerungen behaftet sein wird.

Max überlegte einen Moment, dann sagte er: „Wie wär’s mit Sushi?“ Seine Eltern schauten ihn verblüfft an. „Bist du sicher , Schatz?“, fragte Mom. „Ja“, sagte Max. Es war ihm völlig egal, ob er jemals wieder rohen Fisch essen würde.

Guter Trick. Aber eigentlich beginnt die Geschichte ja in Prag, wo der Rabbinersohn Mosche Goldenhirsch (empfangen und geboren übrigens nur durch einen Trick, den seine Mutter Rifka ihrem Mann, dem Rabbi Laibl, spielt) dann im zarten Alter von fünfzehn Jahren 1934 im Zirkus einer persischen Prinzessin anheimfällt. Die ist natürlich keine echte persische Prinzessin, wie auch sonst im Zirkus nichts so ist wie es scheint. Aber Mosche ist bereits mit dem Bühnenfieber infiziert und schließt sich dem Zirkus an, um später als „Der große Zabbatini“ zuerst in Berlin und dann auch in den USA zu einigem Ruhm zu gelangen.

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Emanuel Bergmann: Der Trick

Und was hat das jetzt mit dem kleinen Max zu tun? Nun, der findet bei der Trennung seiner Eltern eine alte Schallplatte des großen Zabbatini, die ausgerechnet beim Liebeszauber einen Sprung hat. Und weil Max seine Eltern wieder zusammenzaubern will, muss er den inzwischen steinalten Zabbatini finden, damit der den Zauber an seinen Eltern vollführt. Ob ihm das gelingt, lest ihr am besten selbst nach.

Emanuel Bergmann erzählt in seinem Debutroman DER TRICK eine zwiespältige Hauptfigur. Der große Zabbatini ist mit seinen achtundachzig Jahren ein altersgeiler Misanthrop, den ich mehr als einmal empört der Tür verweisen wollte. Gleichzeitig konnte ich ihm nicht wirklich böse sein, vor allem dann im Verlauf der Geschichte, als ich immer mehr von seinem Leben mitbekam. Die beiden Handlungsebenen – Europa vor und während des 2. Weltkriegs, und Los Angeles 2007 – sind geschickt verwoben. Was mir aber besonders gut gefiel, ist das Thema des Tricks, der illusion und des Tricksens. Denn es gibt eigentlich keinen Abschnitt im Buch, in dem jemand im Leben ohne irgendeinen Trick auskommt. Und das ist ja am Ende auch eine Wahrheit: Dass man das Leben eben öfters austricksen muss. Das garantiert zwar immer noch nichts, denn sicher ist nur der Tod, aber manchmal schafft man es dadurch, eine kleine Lücke zu erwischen, in der man das Ruder doch noch zum eigenen Vorteil – oder zu dem der anderen, die einem wichtig sind – rumreißen kann.

Ich mochte auch die Sprache, die für mich eine angenehme Mischung aus Humor und Tiefgang hatte, ohne dass sich eines davon zu bemüht angefühlt hat. Das hat es mir leicht gemacht, auch an den Stellen mit Lust weiterzulesen, in denen ich dem Großen Zabbatini mal wieder kurz den Hals umdrehen wollte…

Emanuel Bergmann: DER TRICK. Roman. Diogenes Verlag, 400 Seiten, Hardcover.

Euch gefällt, was ich hier auf meinem Blog poste? Das freut mich! Ihr könnt gerne mal hier im Blog einen Kommentar hinterlassen, oder mir ein paar freundliche Worte per E-Mail schicken. Außerdem freue ich mich auch sehr über ein Buch von meinem Wunschzettelspacer . Das kann ich dann alles lesen, wenn einmal einer dieser Momente um die Ecke kommt, in denen meine Motivation und Inspiration kurz Pause machen. Danke euch fürs Lesen und Mitreden und Dasein! <3

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